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NRZ, 05.03.2011

KLARTEXT

Stärke zeigen

Andreas Gebbink

Eine Lösung für Kleves Nadelöhr, die Gruftstraße, zu finden, kommt der Quadratur des Kreises gleich. Die topographische Lage lässt keine elegante Lösung zu. Wer in die Oberstadt möchte, für den führt der Weg nun mal über die Gruft. Die Querspange wird dies nicht ändern, das wissen auch die Befürworter - nur sagen sie dies nicht laut.

Gibt es überhaupt eine Berechtigung für diese umstrittene Straße? Darf man zahlreichen Menschen in Rindern deutlich mehr Lärm zumuten, damit sonntags die Ausflügler im Forstgarten schöner spazieren können? Eindeutig: Nein.

Wenn die Querspange nachweislich keine merkliche Entlastung für die Gruftkreuzung bringt, sondern im Gegenteil auch die Kreuzung am Hotel Cleve zusätzlich stärker belastet undmehr Lärm in Rindern verursacht, dann verschiebt sich die Kosten-Nutzen-Berechnung deutlich zu Lasten der Querspange. Sie hat ihren eigentlichen Sinn verfehlt.

Die Stadtverwaltung muss sich vorwerfen lassen, dieses Straßenbauvorhaben unzureichend vorbereitet zu haben. Es fehlen belastbare Verkehrsprognosen und Modelle, die beschreiben, welche Folgen eine Querspange für die Verkehre an anderen Stellen in der Stadt hat. Es kommt einer schallenden Ohrfeige gleich, wenn eine Hand voll Bürger an fünf Tagen den Verkehr zählt und damit das wichtigste Pro-Argument aushebeln kann.

Dennoch: Auch die Bürgerinitiative hat das Ei des Kolumbus für die Gruft nicht gefunden, sondern lediglich gezeigt, dass die Querspange nicht die richtige Straße ist. Im Gegenteil: Sie bringt noch zusätzliche Belastungen mit sich. Das sollte auch die CDU einsehen und nicht verzweifelt am Hilfsargument Verkehrsberuhigung festhalten. Einsicht ist ein Zeichen von Stärke.