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NRZ, 15.10.2011

B9neu auf dem Prüfstand

Bürgermeister Günter Steins und Bürgerinitiative wollen die Trasse noch einmal angehen. Nabu ist dagegen.

Claudia Gronewald

 

Kranenburg/Kleve. Günter Steins möchte Bewegung in die Sache bringen. Ganz sachlich und vor allem fachlich fundiert. Der Kranenburger Bürgermeister bemüht sich seit langem um eine Verkehrsführung, die die Dörfer von Wyler bis Donsbrüggen, letztlich aber auch Niel und Zyfflich vom Durchgangsverkehr entlasten würde. Die Rede ist von einem anderen Trassenverlauf für die Bundesstraße 9 (Stichwort Tennisschläger).

Die von der Stadt Kleve favorisierte Querspange Eichenallee sei Geschichte, so Steins. „Unser Interesse muss an der B9 liegen." Genauso sieht das die Bürgerinitiative gegen die Querspange. Und will den aktuellen Stand kritisch hinterfragen. Will heißen: eine Prüfung sowohl der verkehrlichen als auch der naturschutzrechtlichen Bedingungen.

Generell gelte es doch zu überlegen, meint Steins, die Kulturlandschaft Düffel so zu gestalten, dass alle, „die von der Straße profitieren, auch dazu beitragen, den Eingriff in die Natur zu kompensieren." Wenn es dann einen solchen Eingriff gebe, „muss man ermessen, wie groß er ist'. Dazu aber müsse man mit allen Beteiligten zwischen Nimwegen, Kranenburg und Kleve sprechen, wünscht Steins.

Jetzt sei es so, dass mit dem Argument, man baue eine Straße durch ein EU-Vogelschutzgebiet, nicht einmal ein Prüfauftrag von Seiten des Bundes erteilt werde. „Das aber muss passieren", so Steins. Eine Bestandsaufnahme zum Aufkommen der Wildgänse stammt immerhin bereits aus dem Jahr 1981. Das „Ramsar"-Abkommen zum Schutz von Feuchtgebieten wurde in Deutschland 1983 ratifiziert. „Damit gebe ich mich nicht zufrieden", kritisiert Steins, der den Vogelschutz nicht als „K.O.-Kriterium" gelten lassen will.

Hinzu komme, dass die Querspange im Berliner Verkehrsministerium „als Alternative zur B 9" gesehen werde. „Wie sehen das wohl die Menschen in Nütterden und Donsbrüggen?", fragt Steins. „Um für eine neue Straße eine Chance zu haben, brauchen wir eine objektive Überprüfung der Strecke und eine objektive Diskussion", so sein Fazit. Für ihn ist dies eine andere Trasse für die B9 mit einer Anbindung aller anliegenden Dörfer.

Auch die Bürgerinitiative will Alternativen zur Verlegung des Verkehrs diskutieren. „Dazu gehört die B9neu, aber auch andere Varianten", macht ihr Sprecher Prof. Heinz Falk deutlich. Auch wenn dies von Seiten der Stadt Kleve ausgeschlossen werde. „Wir hoffen, dass die Querspange nun auch offiziell aus der Planung herausgenommen wird." Sie erfülle nachweislich nicht ihren Zweck, so Falk. In der Verkehrsführung der vergangenen Jahre habe sich vieles verändert, sagt der Physiker mit Blick auf die Industriestraße in Kleve und auf den Ballungsraum Nimwegen. Die Initiative will nun mit Bürgern ins Gespräch kommen. „Wir wollen uns um eine sinnvolle Lösung bemühen", unterstreicht der Initiativ-Sprecher, „die die Zustimmung der Bürger gewinnt."

„Keine Chance" hat eine solche Straßenführung in den Augen von Volkhard Wille, Vorsitzender der Nabu-Naturschutzstation. „Die B9neu ist nicht notwendig", stellt er klar. „Wir bleiben bei unserem Vorschlag, die alte Bahnstrecke zu reaktivieren." Man könne in einem europäisch bedeutenden Naturschutzgebiet einfach keine Straße bauen, so Wille. „Das halten wir für eine Phantomdebatte."