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NRZ, 28.04.2011

Trasse bedroht Gartenkunst

W. Diedenhofen über geplante Querspange

Kleve. Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen verwirklichte im 17. Jahrhundert, in einem Krieg von verwüstetem Land, seine Vorstellungen von Landesverschönerung. „Er verwandelte das Umland seiner Residenzstadt Kleve in eine Parklandschaft, die in der Gartenkunst dieser Zeit nicht ihresgleichen finden sollte", heißt es bei „Dumont Geschichte der Gartenkunst".

In einem Vortrag beschreibt Wilhelm Diedenhofen den Park. Er bestehe aus zwei Systemen. Im Südosten der Stadt liegt der Alte Park samt Sternbusch, im Nordwesten der Neue Tiergarten. Der Niedere Tiergarten wird durch ein Alleendreieck an den Hohen Tiergarten, der von dem zwölf-strahligen Sternberg mit seinen Sichtachsen dominiert wird, angebunden.

Die vom Springenberg ausgehende Hauptachse zieht als Kanal mit den begleitenden Alleen auf die Sichtmarke Hochelten. In die Hauptachse ist das Amphitheater mit seinen Wasserterrassen eingebunden. Als der Große Kurfürst 1666 die Wasserburg Rindern erwarb, erweiterte er den Tiergarten: Der Große Kanal wurde mit dem Kolk an der Wasserburg verbunden, das Alleendreieck angelegt, welches die Achsenbezüge und den Blick auf den Hohen Tiergarten einkalkulierte.

Schon Dieter Hennebo, der Nestor der deutschen Gartenforschung, hat formuliert, dass „keine Kunst- und Denkmalkategorien im Laufe der Geschichte immer wieder so große Verluste erlitten hat wie die Gartenkunst".

Auch die Klever Gartenlandschaft erlitt herbe Einbußen, vor allem im 19./20. Jahrhundert: Alleen wurden niedergelegt, Sternplätze zerstört, Waldpartien überbaut, Wassergräben verfüllt, Parkflächen zu unangemessenen Nutzungszwecken freigegeben. Der Tiergarten, im Bereich des Großen Alleendreiecks durch Eisenbahnlinie, Wohnbebauung, Tierpark und Schulzentrum beeinträchtigt, soll durch eine Umgehungsstraße beschädigt werden.

Die Eichenallee, die zwischen der Wasserburg und dem Hohen Tiergarten das Alleendreieck nach Nordwesten abschließt, ist als einzige Allee der Johann-Moritz-Zeit noch weitgehend im originalen Zustand erhalten.

Die von „StraßenNRW" geplante Ortsumgehung, die Querspange zwischen Landwehr und Tiergartenstraße (B 9) - eine Trasse parallel zur Eichenallee - würde innerhalb des Denkmals Neuer Tiergarten liegen und die von der Denkmalpflege beschworene Einzigartigkeit konterkarieren. Die Trasse stört nicht nur durch die Versiegelung des Bodens, sondern vor allem durch den einschneidenden Eingriff in das Gesamtkunstwerk der Gartenkunst.

Auszüge aus einem Vortrag von Wilhelm Diedenhofen bei der Tagung "Regionalverband vor Ort".